Samstag, 17. Dezember 2022

»Guido Reni«-Ausstellung im Städel

Guido Reni Selbstportrait un 1635


Guido Reni gehört zu den einflussreichsten Malern der Kunstgeschichte. Er orientierte sich in seiner Malerei an dem klassischen Vorbild von Raffael, das er in Kombination mit den vor- und frühbarocken Einflüssen durch die Carracci, Cavalier d’Arpino, und zeitweise sogar von Caravaggios Tenebrismus, zu einem eigenen idealistischen Stil entwickelte, der zunächst noch ganz barock und bewegt ist, aber nach 1620 immer mehr in einen puren Klassizismus mündete.

Zu seiner Zeit war Reni einer der erfolgreichsten und gefeiertsten Maler Europas, begehrt bei den bedeutendsten Auftraggebern, zu denen etwa der Borghese-Papst Paul V., der Herzog von Mantua oder die englische Königin zählten.

Im 19. Jahrhundert aufgrund anderer ästhetischer Vorlieben kaum geschätzt und später durch die einseitige Konzentration auf seinen zeitweisen Rivalen Caravaggio in die zweite Reihe verdrängt udn dann in Veressnheit geraten, hat der Kusntmaler heute im allgemeinen Bewusstsein nicht mehr den Platz, den er verdient.

Das Städel Museum widmet Guido Reni eine umfangreiche Werkschau. Erstmals seit über 30 Jahren führt das Städel Museum in Zusammenarbeit mit dem »Museo Nacional del Prado« in Madrid rund 130 seiner faszinierenden Gemälde, Zeichnungen und Druckgrafiken zusammen und eröffnet einen neuen Blick auf Guido Reni.

Der Maler war zutiefst religiös und zugleich abergläubisch, sagenhaft erfolgreich und hoffnungslos spielsüchtig, wie eine zeitgenössische Biografie mitteilt.

Den ehrenvollen Beinamen »Il divino« (»Der Göttliche«) erhielt Reni schon zu Lebzeiten – dieser bezieht sich auf seinen Ruhm als Künstler, der sich im Wissen um sein Können gelegentlich auch divenhaft verhielt.

»Der Göttliche« verweist aber auch auf seine Themen: Reni ist der Maler des Göttlichen. Mit seiner Kunst prägte er die europäische Bilderwelt tiefgreifend und übersetzte wie kein anderer die Schönheit des Göttlichen in Malerei – gleich ob es sich um den christlichen Himmel oder die antike Götterwelt handelte.

Die enorme Wirkung seines Schaffens zeigt sich etwa in den unzähligen Varianten seiner Darstellungen des Hauptes Christi und Mariens mit zum Himmel gewandtem Blick, deren Reproduktionen sich noch heute als Einlegeblätter in katholischen Gebetsbüchern finden.

Diese beispiellose Rezeptionsgeschichte hat Renis Image lange negativ geprägt und die eigentlichen Qualitäten sowie andere faszinierende Aspekte seiner Kunst aus dem Bewusstsein verdrängt. Auch das Göttliche seiner Malerei konnte nicht verhindern, daß der Maler in Vergessenheit geriet.

Die »Guido Reni«-Austellung im Städel dauert vom 23. November bis zum 5. März 2023.

Samstag, 10. Dezember 2022

»Femme fatale« Hamburger Kunsthalle


Mit der epochenübergreifenden Ausstellung »Femme fatale. Blick – Macht – Gender« widmet sich die Hamburger Kunsthalle erstmalig dem vielfältig bearbeiteten, schillernden wie klischeebehafteten Vorstellungsbild der Femme fatale.

Das Stereotyp der erotisch-verführerischen und begehrenswerten Frau, die Männer in ihren Bann, aber letztendlich auch in ihr Unglück zieht, war lange von männlichen Blickmustern und einem binären Verständnis von Geschlecht geprägt.

Im Fokus der Schau stehen die künstlerischen Erscheinungsformen des Themas vom frühen 19. Jahrhundert bis in die Gegenwart. Zugleich soll der Mythos in seinen Ursprüngen und Wandlungen kritisch befragt werden:
Welche historischen Transformationen und späteren Aneignungsprozesse hat das Vorstellungsbild der Femme fatale durchlaufen? Welche Rolle spielt es heute? Wie verhandeln aktuelle Künstler*innen dessen Blick-, Macht- und Gender-Konstellationen und verändern damit die Perspektive darauf? Um diesen Fragen nachzugehen, versammelt die Ausstellung medienübergreifend etwa 200 Exponate.

Zu sehen sind Gemälde präraffaelitischer Künstler*innen (Evelyn de Morgan, Dante Gabriel Rossetti, John William Waterhouse) ebenso wie Werke des Symbolismus (Fernand Khnopff, Gustave Moreau, Franz von Stuck), des Impressionismus (Lovis Corinth, Max Liebermann), des Expressionismus und der Neuen Sachlichkeit (Dodo, Oskar Kokoschka, Jeanne Mammen, Edvard Munch, Gerda Wegener).

Mit Positionen der frühen feministischen Avantgarde (Birgit Jürgenssen, Maria Lassnig, Betty Tompkins) sowie aktuellen Arbeiten mit intersektionalen und (queer-)feministischen Ansätzen (Jenevieve Aken – Fellow der Philipp Otto Runge Stiftung – Nan Goldin, Mickalene Thomas, Zandile Tshabalala) wird der Bogen in die Gegenwart geschlagen.


Zu den Gemälden, Zeichnungen, Druckgrafiken, Fotografien, Skulpturen, Installationen und Videoarbeiten zählt eine Fülle hochrangiger internationaler Leihgaben ebenso wie Hauptwerke der Hamburger Kunsthalle. Highlights sind unter anderem Gustave Moreaus symbolistisches Hauptwerk Ödipus und die Sphinx (1864), Edvard Munchs Gemälde »Vampir im Wald« (1916–1918), Sonia Boyces vieldiskutierte Videoinstallation »Six Acts« (2018) sowie Nan Goldins aktuelle Videoarbeiten »Sirens« (2019–2021) und »Salome« (2019).

Das »klassische« Bild der Femme fatale speist sich vor allem aus biblischen, mythologischen und literarischen Frauenfiguren wie Judith, Salome, Medusa, Salambo oder die Sirenen), die in der Kunst zwischen 1860 und 1920 als »verhängnisvolle Frauen« vielfältig rezipiert wurden. Zwischen Ideal- und Angstbild changierend, sind die Bilder oftmals geprägt von der Stilisierung ihrer Protagonistinnen und einer gleichzeitigen Dämonisierung weiblicher Sexualität.

Dieses Frauenbild wurde um 1900 vermehrt auch auf reale Personen, insbesondere Schauspieler*innen, Tänzer*innen oder Künstler*innen (wie Sarah Bernhardt, Alma Mahler oder Anita Berber) projiziert.

Auffallend ist die Gleichzeitigkeit einer voranschreitenden Frauenemanzipation und dem verstärkten Auftreten des Bilds der Femme fatale. Als ein Gegenbild, das Aspekte der Femme fatale subtil aufgreift, nimmt die Ausstellung daher auch das in den 1920er-Jahren aufkommende Ideal der Neuen Frau in den Blick.

Ebenso entscheidend ist die Zäsur, die ab den 1960er-Jahren von feministischen Künstler*innen mit ihrer radikalen Dekonstruktion des Mythos – und damit auch den entsprechenden Blickweisen und Bildtraditionen – gesetzt wurde. Aktuelle künstlerische Positionen wiederum widmen sich Fragen nach Genderidentitäten, weiblicher Körperlichkeit und Sexualität ebenso wie der #MeToo-Bewegung und dem male gaze. Sie verhandeln Spuren und Anverwandlungen des Bildes oder etablieren explizite Gegenerzählungen.
 

 

»Kunst macht blau | Auf der Suche nach der Farbe Blau« im Kunsthaus Meyenburg

Kunsthaus Meyenburg

Blau ist eine Farbe, welche die Maler der Moderne magisch angezogen und künstlerisch beeinflußt hat. Das Kunsthaus Meyenburg in Nordhausen zeigt die Ausstellung »Kunst macht blau | Auf der Suche nach der Farbe Blau«. Mit Werken von Marc Chagall, Corneille, Paul Klee, Wassily Kandinsky, Roy Lichtenstein, Victor Vasarély, Henri Matisse, Joan Miro, Pablo Picasso u.v.a.

Keine andere Farbe hat für die Kunst eine so prägende Bedeutung wie Blau. Viele Maler machten die Farbe Blau zu ihrem Ausdrucksmittel. Denken wir dabei nur an Picasso`s „Blaue Periode“ oder an Franz Marc und Kandinsky »Die Blauen Reiter«. Die Farbe Blau verbinden Menschen automatisch mit dem Himmel oder dem Meer. Blau kann in einem Bild beruhigend wirken oder als starken Akzent gesetzt, aufregend und spannend. Hierzu zeigen wir im Kunsthaus Meyenburg 100 Werke vom Impressionismus bis zur Avantgarde.

Die Ausstellung im Kunsthaus Meyenburg dauert vom 17. September bis zum 30. Dezember 2022.

Samstag, 3. Dezember 2022

»Ways of Freedom Jackson Pollock bis Maria Lassnig« »Albertina Modern«


Die Herbstausstellung der »Albertina Modern« widmet sich in der Kunstschau »Ways of Freedom Jackson Pollock bis Maria Lassnig« dem Abstrakten Expressionismus der »New York School«, der nach 1945 einen fulminanten Siegeszug in Europa feierte.

KünstlerInnen wie Jackson Pollock, Lee Krasner, Franz Kline und Joan Mitchell fanden im Action-Painting eine intersubjektive Ausdrucksform. Zudem schufen großformatige, flächige Farbfeldmalereien etwa von Mark Rothko, Barnett Newman, Robert Motherwell und Clyfford Still einen meditativen Raum zur Auseinandersetzung mit den Grundfragen menschlicher Existenz.

Die Ausstellung untersucht das kreative Wechselspiel zwischen Abstraktem Expressionismus und informeller Malerei im transatlantischen Dialog ab Mitte der 1940er-Jahre. Entgegen der NS-Kunst und dem sozialistischen Realismus wird die US-Abstraktion unwillkürlich Teil des ideologischen Wettstreits über die Frage wer die bessere Gesellschaft repräsentiert: die völlige Freiheit mit einer Enthaltsamkeit gegenüber der Realität der Amerikaner oder die Wirklichkeitsnähe wie man sie in der Kunst der kommunistischen Länder und der Sowjetunion findet.

Einen Schwerpunkt der Schau bilden die Werke von abstrakt-expressiv arbeitenden Künstlerinnen wie Elaine de Kooning, Grace Hartigan, Joan Mitchell, Helen Frankenthaler, Maria Lassnig, Judit Reigl und andere. Sie alle wirkten sowohl an der Ost- und Westküste der USA in der ersten und zweiten Generation des Abstrakten Expressionismus und bestimmten das Geschehen maßgeblich mit. Damit lieferten sie auch in Europa wichtige Beiträge zur Kunstgeschichte.

Die Ausstellung »Ways of Freedom Jackson Pollock bis Maria Lassnig« in der »Albertina Modern« dauert noch bis zum 22. Januar 2023.