In Ascona findet die dritte Station der Ausstellung statt, die aus einer Idee von Roman Zieglgänsberger, Kustos am Museum Wiesbaden, hervorgegangen ist und gemeinsam mit Annegret Hoberg, Sammlungsleiterin in der Städtischen Galerie im Lenbachhaus München, erarbeitet wurde, mit dem wesentlichen Beitrag des Alexej von Jawlensky Archivs in Muralto und der Marianne Werefkin Stiftung in Ascona.
Die Ausstellung beleuchtet zum ersten Mal die Beziehung zwischen Alexej von Jawlensky (1864–1941) und Marianne von Werefkin (1860–1938), die einzeln und als Paar einen grundlegenden Beitrag zur Entwicklung der Kunst zu Beginn des 20. Jahrhunderts geleistet haben.
Die beiden waren viel mehr als ein herkömmliches Künstlerpaar, das emotional tief miteinander verbunden war. Sie schienen voneinander abhängig, ‘Lebensmenschen’, verbunden in einer “erotisch platonischen Liebesbeziehung” (wie Lily, die Frau von Paul Klee, betonte), die in Wirklichkeit das Unbehagen einer Frau verbarg, die, um sich in einer Männerwelt zu behaupten, beschloss, ihre Weiblichkeit zu verdrängen im Namen einer Kunst, die zu ihrer Mission wurde.
Das »Museo Comunale d'Arte Moderna« in Ascona zeigt die Ausstellung »Alexej Jawlensky und Marianne Werefkin - Compagni di vita«. Zum ersten Mal werden die beiden russischen Künstler, die beide aus Russland stammten und in einer Haßliebe miteinander verbunden waren, mit mehr als 100 ihrer bedeutendsten Werke, die Zeugnis von 30 Jahren gemeinsamen Lebens ablegen, in einer derart erschöpfenden Weise gemeinsam präsentiert.
Die von Mara Folini, Direktorin des Gemeindemuseums von Ascona, kuratierte Ausstellung zeichnet anhand von 100 Werken den Werdegang der beiden Künstler nach und beleuchtet die äusserst komplexe Beziehung, die sich zwischen 1892 und 1921 entwickelte, von ihren Anfängen in St. Petersburg bis nach München (1896), einer Stadt, in der das Paar als Mitbegründer der Neuen Künstlervereinigung München (1909) im Zentrum des internationalen künstlerischen Milieus jener Zeit stand und wo es die Entstehung des Blauen Reiters (1910), sowie die Entwicklung der revolutionären abstrakten Kunst ihres Künstlerfreundes und Landsmannes Wassily Kandinsky miterlebte. Nach dem Ausbruch des Ersten Weltkrieges zog das Paar in die Schweiz und verweilte insbesondere im Dorf Ascona, wo Werefkin sehr aktiv im kulturellen Bereich tätig war, indem sie an der Gründung des Gemeindemuseums (1922) und des Künstlervereins Der Grosse Bär (1924) mitwirkte.
Als Ergebnis einer erfolgreichen Zusammenarbeit mit den beiden großen deutschen Institutionen für expressionistische Kunst, der Städtischen Galerie im Lenbachhaus in München und dem Museum Wiesbaden, beleuchtet die Ausstellung alle Phasen der beiden Künstler, beginnend mit den noch realistischen Werken in Russland, zu den zunehmend expressionistisch ausgerichteten Werke in München bis hin zu den späten Jahren des Exils in der Schweiz, die von Jawlenskys Hinwendung zur Abstraktion, die er in Wiesbaden drastisch vertiefen wird, und Werefkins zunehmend visionären, intensiven und anekdotischen Weg in Ascona, ihrer letzten Wahlheimat, zeugen.
Die Ausstellung wird dank eines Komitees außergewöhnlicher Spezialisten von einem umfangreichen Katalog in drei Sprachen (D/I/GB) für die Münchner Prestel-Ausgaben begleitet.
Die Ausstellung in Lugano dauert vom 20.09.2020 bis 10.01.2021.
Weblinks:
Alexej von Jawlensky und Marianne von Werefkin Lebensmenschen - https://www.museoascona.ch
Alexej Jawlensky und Marianne Werefkin - Compagni di vita - (ital.) https://www.museoascona.ch
Alexej Jawlensky und Marianne Werefkin - Compagni di vita - www.ticino.ch
Blog-Artikel:
»Lebensmenschen. Alexej von Jawlensky und Marianne von Werefkin«-Ausstellung - Museumswelt-Blog
Literatur:
Lebensmenschen. Alexej von Jawlensky und Marianne von Werefkin von Roman Zieglgänsberger und Annegret Hoberg
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