Der Bündner Maler Augusto Giacometti (1877-1947) aus dem Bergell gilt als Meister der
Farbe und der Abstraktion. Obwohl von ihm wichtige Impulse ausgingen,
steht er in der Kunstgeschichtsschreibung noch immer etwas abseits.
Die Bedeutung von Augusto Giacometti, trotz oder wegen des berühmten Namens, ist noch nicht ganz erkannt. Das Kunstmuseum Bern widmet dem zentralen Aussenseiter nun eine umfassende Ausstellung.
Augusto Giacometti hat das Bergell früh verlassen und arbeitete in
Paris und Florenz, bevor er sich in Zürich niederliess. Den Motiven des
Bergells blieb er indessen zeitlebens verhaftet.
Augusto Giacometti sei nicht einfach ein »Gelegenheitsabstrakter«,
obwohl der in der Kunstgeschichte werde er oft so dargestellt, weil er
auch gegenständlich malte. Vielmehr muss Giacometti eher als
Pionierfigur des frühen 20. Jahrhunderts gesehen werden.
Der aus dem Bergell gebürtige Maler entwickelte früh einen ureigenen
Ausdruck und war ein ausgesprochen unabhängiger Geist. Den
internationalen Avantgarden begegnete er mit Interesse und Neugier, ohne
sich ihnen anzuschliessen.
Dass er zwischen Abstraktion und Realismus hin und her pendelte,
hatte Gründe: So waren die Schweizer Sammler damals offenbar noch nicht
bereit, abstrakte Werke zu kaufen. Sie bevorzugten erkennbare,
gegenständliche Bildmotive.
Das Pendeln zwischen den Stilen hat Giacometti, wer weiss,
vielleicht sogar mit einem Augenzwinkern, in einem kleinen Bild
verdichtet: Es zeigt das Atelier des Künstlers in Zürich – alles recht
gegenständlich. An einer Atelierwand ist eines von Giacomettis grossen,
abstrakten Werken zu sehen.
Im Zentrum von Augusto Giacomettis Schaffen stand die Farbe. Sie war
stets sein eigentliches Gestaltungs- und Ausdrucksmittel und bildet so
etwas wie eine grosse Klammer um das stilistisch immer wieder
durchbrochene Werk.
Wie kein Zweiter – jedenfalls nicht vor ihm – ist Augusto Giacometti
von den Möglichkeiten der Farbe fasziniert. Vielleicht ist ihm Paul
Cézanne (1839-1906), der um acht Jahre Ältere, mit seinen
gegenständlichen Farbräumen vorangegangen. Doch den Schritt zur
Abstraktion der Farbe hat erst der weit gereiste Bergeller unternommen.
Die Ausstellung zu Augusto Giacometti öffnet am Freitag im Kunstmuseum Bern ihre Tore und dauert bis am 8. Februar 2015.
Weblink:
Kunstmuseum Bern zeigt Augusto Giacometti – zentraler Aussenseiter -
www.bote.ch/kultur