Samstag, 21. Januar 2023

»Kulturgeschichte des Schneemanns« Schloss Merseburg

Kulturgeschichte des Schneemann

Der Schneemann war im Mittelalter eine Figur, dessen Erscheinung und Namen noch völlig unbekannt war. Die ältesten literarischen Nachweise für Schneeskulpturen gibt es aus dem 16. Jahrhundert, etwa bei Shakespeare. Populär wurde der Schneemann erst im 18. Jahrhundert. Im Jahr 1770 taucht er in einem Leipziger Kinderliederbuch von Christian Felix Weiße (1726–1804) zum ersten Mal als Begriff auf. Alte bildliche Darstellungen zeigen ihn als personifizierten Winter in recht bedrohlicher Gestalt in Übergröße, mit grimmiger Miene und drohend erhobenem Besen, so ein Kupferstich von Daniel Chodowiecki.

Im 19. Jahrhundert veränderte sich allmählich die Einstellung zum Winter, der nicht mehr nur hart und entbehrungsreich erschien. So gehörten zu bildlichen Winterdarstellungen nun vermehrt Schlittenfahren, Schlittschuhlaufen und eben auch Schneemänner, die im Biedermeier zu einem beliebten Kinderbuch-Motiv wurden. Die Gestalt wurde kugeliger, das Aussehen wesentlich freundlicher. Um 1900 erscheinen Schneemänner auch als Figuren für den Weihnachtsbaum.

Kulturgeschichte des Schneemann

Das Bild eines freundlichen Wintersymbols wurde Ende des 19. Jahrhunderts sehr stark auch durch die wachsende Beliebtheit der Postkarte geprägt. Postkartenverlage entdeckten den Schneemann als Motiv für Weihnachts- und Neujahrsgrüße. Etwa zeitgleich setzte auch die Werbeindustrie den Schneemann verstärkt für ihre Zwecke ein.

Im Kulturhistorischen Museum Schloss Merseburg ist ab 26. November 2022 bis zum 23. Februar 2023 die Sonderausstellung »Kulturgeschichte des Schneemanns« zu sehen. Die Ausstellung im Schloss Merseburg präsentiert die Motivgeschichte des Schneemanns im Wandel der Zeit: vom grimmigen Mann aus Schnee zur liebenswerten Schneemannfigur. Gezeigt werden vor allem zahlreiche Exponate aus Deutschlands größter Sammlung von Schneemännern.

Als der Winter mit seiner Kälte noch seinen Schrecken ausübte und eine reale Gefahr war, war auch die ersten auftauchenden Schneemänner recht grimmig aussehende Gesellen. Ende des 18. Jahrhunderts tauchen sie ganz vereinzelt auf Kupferstichen mit Monatsmotiven und in Kinderliedern auf.

Erst als der Winter seinen Schrecken verlor, traten freundlichere Schneemänner auf. Im Verlauf des 19. Jahrhunderts sind die „Helden“ des Winters aus Bildern, die mit der kalten Jahreszeit zu tun haben, gar nicht mehr wegzudenken.

Kulturgeschichte des Schneemann

Inzwischen lächeln die rundlichen Schneemmäner freundlich um die Wette: aus Büchern und von Glückwunschkarten, von Spielen, Briefmarken und Verpackungen. Kaum eine andere Figur lässt sich weltweit und monatelang derart vielseitig einsetzen. Ab November erobern Heerscharen von Schneemännern Plakatsäulen, Schaufenster und Anzeigen, ganz zu schweigen von Wohn- und Kinderzimmern. Erst mit Ende des Winters lassen die Auftritte der frostigen Gesellen nach.

Mitterweile gibt es sogar einen »Welttag des Schneemanns«. Am 18. Januar findet der »Welttag des Schneemanns« statt. Das Datum wurde durch die Form des Stocks, eine 1, und des Schneemanns, die der 8 gleicht, inspiriert. Im Januar ist es meist genügend kalt, um Schneemänner und deren Tag zu zelebrieren.

Marc Chagall in der Schirn

Marc Chagall. Welt in Aufruhr

Marc Chagall (1887-1985) gilt als einer der bedeutendsten Künstlern der Moderne. Chagall ist zurück in der Schirn! Die Kunsthalle Schirn widmet ihm nach 15 Jahren erstmals wieder eine groß angelegte Ausstellung in Deutschland:

Marc Chagall erlebte in der 1930 und 1940er Jahren, als die Welt sich in Aufruhr befand, eine düstere Zeit, die er in seinen Bildern verarbeitete, welche der sichtbare Ausdruck dieser Zeit sind.

Die Ausstellung »Welt in Aufruhr« zu seinem Werk der 1930 und 1940er Jahre widmet sich den seltenen Aspekten von Krieg, Vertreibung, Verfolgung und Emigration in seinem Werk und zeichnet mit rund 60 Gemälden und Papierarbeiten die Suche des Künstlers nach einer Bildsprache im Angesicht von Vertreibung, Verfolgung und Emigration nach.

Als jüdischer Maler war Chagall in seinem Leben immer wieder existenziellen Bedrohungen ausgesetzt, welche auch künstlerischen Eingang in sein Werk gefunden haben.

Die Ausstellung »Welt in Aufruhr« in der Kunsthalle Schirn ist vom 4. November 2022 noch bis 19. Februar 2023 zu sehen.



Montag, 16. Januar 2023

»Winterlandschaft mit Eisläufern und Vogelfalle« von Pieter Bruegel

Winterlandschaft mit Eisläufern und Vogelfalle

»Winterlandschaft mit Eisläufern und Vogelfalle« ist ein Gemälde des flämischen Malers Pieter Bruegel der Ältere. Es zeigt eine dörfliche Szene, in der Menschen auf einem zugefrorenen Fluss eislaufen und sich Vögel auf dem schneebedeckten Boden und in kahlen Bäumen um eine Vogelfalle herum versammelt haben.

Das Gemälde zeigt eine ländliche Idylle im Winter. Bruegel zeigt eine Dorfszene im Winter mit zahlreichen auf der Eisfläche eines zugefrorenen Flusses versammelten Menschen. Das Gemälde ist eine Einladung, an dem dörflichen Geschehen im Winter teilzunehmen. Wer wollte da nicht auf dem Eis mitlaufen?

Es wurde vermutet, dass der strenge Winter von 1564 bis 1565 der Auslöser für Bruegels zwei Bilder gewesen sein könnte, die sich mit dem Thema einer Winterlandschaft befassten. Die Vogelfalle (rechts) und die Skater erhielten beide eine tiefere sprichwörtliche oder moralisierende Bedeutung (eine Warnung, wachsam zu sein, die Glätte des Lebensverlaufs), obwohl es keine überzeugenden Beweise dafür gibt.

Samstag, 14. Januar 2023

»nolde / kritik / documenta« in Kassel

Installationsansicht aus dem documenta-Archiv in Kassel

Emil Nolde (1867 – 1956) zählt zu den bekanntesten Künstlern der klassischen Moderne. Nolde war ein lange Zeit verklärter Mythos. Seine heutige Wahrnehmung ist durch historische Mythenbildung und deren Dekonstruktion geprägt. Nolde verstand es meisterhaft, seine Haltung im Dritten Reich den Nazis gegenüber im Nachhinein zu verklären.


Emil Nolde

Während der Herrschaft der Nationalsozialisten wurde seine Kunst als "entartet" gebrandmarkt und er wurde mit Malverbot belegt. 1937 wurden über 1.000 Bilder von den Nationalsozialisten beschlagnahmt. In dieser Zeit schuf er seine "ungemalten Bilder", etwa 1.300 Aquarelle.

Nolde verstand sich als deutscher Nationalist, er entwickelte aber seinen eigenen Malstil. Es traf ihn, dass seine Bilder von den Nazis als "entartete Kunst" abgelehnt wurden. Nachdem er 1941 Malverbot erteilt bekam, zog er sich nach Sebüll zurück.

Emil Nolde. Mein Leben
Emil Nolde. Mein Leben

Nach dem Krieg stilisierte sich Nolde als stiller Widerständler, der von den Nationalsozialisten mit Malverbot belegt wurde und der nur Skizzen zeichnen durfte. Nach dem Zweiten Weltkrieg lancierte der Maler selbst und die zeitgenössische Kunstgeschichtsschreibung das Bild des verfemten Malers. Erst in jüngster Zeit sind Noldes antisemitische Haltung und sein unverhohlener Opportunismus gegenüber dem Nazi-Regime wieder ins Bewusstsein gerückt.

Das forschungsbasierte Ausstellungsprojekt »nolde / kritik / documenta« beleuchtet die Verschränkung von Werk und Biografie und fragt nach den Widersprüchlichkeiten der Moderne, die in der Künstlerfigur Emil Nolde exemplarisch hervortreten. Der Ausgangspunkt der Ausstellung im Friderizianum ist die Inszenierung der Gemälde Noldes im Rahmen der documenta I-III (1955, 1959, 1964), die den „Mythos Nolde“ entscheidend geprägt hat.

Ein Beispiel hierfür ist die nach 1945 entstandene Legende der »Ungemalten Bilder« – jener kleinformatigen Aquarelle, die Nolde während des Zweiten Weltkriegs in angeblicher Isolation in Seebüll geschafffen hat. Einige der damals auf der documenta gezeigten Werke kehren nun im Rahmen der Ausstellung erstmals nach Kassel zurück.

Die Ausstellung im Friderizianum in Kassel dauert bis zum 19. Feburar 2023.

Blog-Artikel:

150 Jahre Emil Nolde - Meisterwerke" Ausstellung in Seebüll - Museumswelt-Blog - museums-welt.blogspot.de


Literatur:

Emil Nolde. Mein Leben
Emil Nolde. Mein Leben
von der Nolde Stiftung Seebüll

Mein Leben
Mein Leben
von Emil Nolde

Samstag, 17. Dezember 2022

»Guido Reni«-Ausstellung im Städel

Guido Reni Selbstportrait un 1635


Guido Reni gehört zu den einflussreichsten Malern der Kunstgeschichte. Er orientierte sich in seiner Malerei an dem klassischen Vorbild von Raffael, das er in Kombination mit den vor- und frühbarocken Einflüssen durch die Carracci, Cavalier d’Arpino, und zeitweise sogar von Caravaggios Tenebrismus, zu einem eigenen idealistischen Stil entwickelte, der zunächst noch ganz barock und bewegt ist, aber nach 1620 immer mehr in einen puren Klassizismus mündete.

Zu seiner Zeit war Reni einer der erfolgreichsten und gefeiertsten Maler Europas, begehrt bei den bedeutendsten Auftraggebern, zu denen etwa der Borghese-Papst Paul V., der Herzog von Mantua oder die englische Königin zählten.

Im 19. Jahrhundert aufgrund anderer ästhetischer Vorlieben kaum geschätzt und später durch die einseitige Konzentration auf seinen zeitweisen Rivalen Caravaggio in die zweite Reihe verdrängt udn dann in Veressnheit geraten, hat der Kusntmaler heute im allgemeinen Bewusstsein nicht mehr den Platz, den er verdient.

Das Städel Museum widmet Guido Reni eine umfangreiche Werkschau. Erstmals seit über 30 Jahren führt das Städel Museum in Zusammenarbeit mit dem »Museo Nacional del Prado« in Madrid rund 130 seiner faszinierenden Gemälde, Zeichnungen und Druckgrafiken zusammen und eröffnet einen neuen Blick auf Guido Reni.

Der Maler war zutiefst religiös und zugleich abergläubisch, sagenhaft erfolgreich und hoffnungslos spielsüchtig, wie eine zeitgenössische Biografie mitteilt.

Den ehrenvollen Beinamen »Il divino« (»Der Göttliche«) erhielt Reni schon zu Lebzeiten – dieser bezieht sich auf seinen Ruhm als Künstler, der sich im Wissen um sein Können gelegentlich auch divenhaft verhielt.

»Der Göttliche« verweist aber auch auf seine Themen: Reni ist der Maler des Göttlichen. Mit seiner Kunst prägte er die europäische Bilderwelt tiefgreifend und übersetzte wie kein anderer die Schönheit des Göttlichen in Malerei – gleich ob es sich um den christlichen Himmel oder die antike Götterwelt handelte.

Die enorme Wirkung seines Schaffens zeigt sich etwa in den unzähligen Varianten seiner Darstellungen des Hauptes Christi und Mariens mit zum Himmel gewandtem Blick, deren Reproduktionen sich noch heute als Einlegeblätter in katholischen Gebetsbüchern finden.

Diese beispiellose Rezeptionsgeschichte hat Renis Image lange negativ geprägt und die eigentlichen Qualitäten sowie andere faszinierende Aspekte seiner Kunst aus dem Bewusstsein verdrängt. Auch das Göttliche seiner Malerei konnte nicht verhindern, daß der Maler in Vergessenheit geriet.

Die »Guido Reni«-Austellung im Städel dauert vom 23. November bis zum 5. März 2023.

Samstag, 10. Dezember 2022

»Femme fatale« Hamburger Kunsthalle


Mit der epochenübergreifenden Ausstellung »Femme fatale. Blick – Macht – Gender« widmet sich die Hamburger Kunsthalle erstmalig dem vielfältig bearbeiteten, schillernden wie klischeebehafteten Vorstellungsbild der Femme fatale.

Das Stereotyp der erotisch-verführerischen und begehrenswerten Frau, die Männer in ihren Bann, aber letztendlich auch in ihr Unglück zieht, war lange von männlichen Blickmustern und einem binären Verständnis von Geschlecht geprägt.

Im Fokus der Schau stehen die künstlerischen Erscheinungsformen des Themas vom frühen 19. Jahrhundert bis in die Gegenwart. Zugleich soll der Mythos in seinen Ursprüngen und Wandlungen kritisch befragt werden:
Welche historischen Transformationen und späteren Aneignungsprozesse hat das Vorstellungsbild der Femme fatale durchlaufen? Welche Rolle spielt es heute? Wie verhandeln aktuelle Künstler*innen dessen Blick-, Macht- und Gender-Konstellationen und verändern damit die Perspektive darauf? Um diesen Fragen nachzugehen, versammelt die Ausstellung medienübergreifend etwa 200 Exponate.

Zu sehen sind Gemälde präraffaelitischer Künstler*innen (Evelyn de Morgan, Dante Gabriel Rossetti, John William Waterhouse) ebenso wie Werke des Symbolismus (Fernand Khnopff, Gustave Moreau, Franz von Stuck), des Impressionismus (Lovis Corinth, Max Liebermann), des Expressionismus und der Neuen Sachlichkeit (Dodo, Oskar Kokoschka, Jeanne Mammen, Edvard Munch, Gerda Wegener).

Mit Positionen der frühen feministischen Avantgarde (Birgit Jürgenssen, Maria Lassnig, Betty Tompkins) sowie aktuellen Arbeiten mit intersektionalen und (queer-)feministischen Ansätzen (Jenevieve Aken – Fellow der Philipp Otto Runge Stiftung – Nan Goldin, Mickalene Thomas, Zandile Tshabalala) wird der Bogen in die Gegenwart geschlagen.


Zu den Gemälden, Zeichnungen, Druckgrafiken, Fotografien, Skulpturen, Installationen und Videoarbeiten zählt eine Fülle hochrangiger internationaler Leihgaben ebenso wie Hauptwerke der Hamburger Kunsthalle. Highlights sind unter anderem Gustave Moreaus symbolistisches Hauptwerk Ödipus und die Sphinx (1864), Edvard Munchs Gemälde »Vampir im Wald« (1916–1918), Sonia Boyces vieldiskutierte Videoinstallation »Six Acts« (2018) sowie Nan Goldins aktuelle Videoarbeiten »Sirens« (2019–2021) und »Salome« (2019).

Das »klassische« Bild der Femme fatale speist sich vor allem aus biblischen, mythologischen und literarischen Frauenfiguren wie Judith, Salome, Medusa, Salambo oder die Sirenen), die in der Kunst zwischen 1860 und 1920 als »verhängnisvolle Frauen« vielfältig rezipiert wurden. Zwischen Ideal- und Angstbild changierend, sind die Bilder oftmals geprägt von der Stilisierung ihrer Protagonistinnen und einer gleichzeitigen Dämonisierung weiblicher Sexualität.

Dieses Frauenbild wurde um 1900 vermehrt auch auf reale Personen, insbesondere Schauspieler*innen, Tänzer*innen oder Künstler*innen (wie Sarah Bernhardt, Alma Mahler oder Anita Berber) projiziert.

Auffallend ist die Gleichzeitigkeit einer voranschreitenden Frauenemanzipation und dem verstärkten Auftreten des Bilds der Femme fatale. Als ein Gegenbild, das Aspekte der Femme fatale subtil aufgreift, nimmt die Ausstellung daher auch das in den 1920er-Jahren aufkommende Ideal der Neuen Frau in den Blick.

Ebenso entscheidend ist die Zäsur, die ab den 1960er-Jahren von feministischen Künstler*innen mit ihrer radikalen Dekonstruktion des Mythos – und damit auch den entsprechenden Blickweisen und Bildtraditionen – gesetzt wurde. Aktuelle künstlerische Positionen wiederum widmen sich Fragen nach Genderidentitäten, weiblicher Körperlichkeit und Sexualität ebenso wie der #MeToo-Bewegung und dem male gaze. Sie verhandeln Spuren und Anverwandlungen des Bildes oder etablieren explizite Gegenerzählungen.
 

 

»Kunst macht blau | Auf der Suche nach der Farbe Blau« im Kunsthaus Meyenburg

Kunsthaus Meyenburg

Blau ist eine Farbe, welche die Maler der Moderne magisch angezogen und künstlerisch beeinflußt hat. Das Kunsthaus Meyenburg in Nordhausen zeigt die Ausstellung »Kunst macht blau | Auf der Suche nach der Farbe Blau«. Mit Werken von Marc Chagall, Corneille, Paul Klee, Wassily Kandinsky, Roy Lichtenstein, Victor Vasarély, Henri Matisse, Joan Miro, Pablo Picasso u.v.a.

Keine andere Farbe hat für die Kunst eine so prägende Bedeutung wie Blau. Viele Maler machten die Farbe Blau zu ihrem Ausdrucksmittel. Denken wir dabei nur an Picasso`s „Blaue Periode“ oder an Franz Marc und Kandinsky »Die Blauen Reiter«. Die Farbe Blau verbinden Menschen automatisch mit dem Himmel oder dem Meer. Blau kann in einem Bild beruhigend wirken oder als starken Akzent gesetzt, aufregend und spannend. Hierzu zeigen wir im Kunsthaus Meyenburg 100 Werke vom Impressionismus bis zur Avantgarde.

Die Ausstellung im Kunsthaus Meyenburg dauert vom 17. September bis zum 30. Dezember 2022.